Ob die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft gelingt, hänge maßgeblich davon ab, ob sie auch eine Ausbildungsstelle oder eine Erwerbsarbeit finden. Gleichzeitig suchen immer mehr Betriebe und Unternehmen im Landkreis Harburg Arbeitskräfte und sind bereit, Flüchtlingen mit Bleibeperspektive Möglichkeiten zur Beschäftigung anzubieten. Doch damit Asylbewerber Praktika-, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze annehmen dürfen, müssen einige rechtliche Rahmenbedingungen beachtet werden. Bernd Passier, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, und Klaus Jentzsch, Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Harburg, erläuterten, was Flüchtlinge und Betriebe beachten müssen und welche Möglichkeiten beide Institutionen zur Vermittlung und Förderung anbieten.
In vielen Fällen ist etwa eine Erlaubnis der Abteilung Migration des Landkreises Harburg erforderlich, was in der Vergangenheit aufgrund der großen Arbeitsbelastung der Ausländerbehörde einige Zeit in Anspruch nehmen konnte. Doch die Kreisverwaltung hat hier bereits nachgesteuert. Thorsten Völker versichert: „Eine E-Mail an praktikafuerfluechtlinge@lkharburg.de genügt, wir sind bemüht die Erlaubnis etwa für ein Praktikum binnen einer Woche zu erteilen.“
Interessante Einblicke aus der Praxis und mögliche kulturelle Hürden ermöglichte den Unternehmen der Erfahrungsbericht von Mark Grabianowski, Technischer und Kaufmännischer Leiter der Tischlerei Cohrs-Jobmann aus Regesbostel. Der Betrieb beschäftigt derzeit den Sudanesen Sonny aus Hollenstedt als Praktikanten und denkt darüber nach, dem engagierten jungen Mitarbeiter eine Ausbildung zum Tischler zu ermöglichen.
Anschließend stellten sich Kai Uffelmann, Bernd Passier, Klaus Jentsch und Mark Grabianowski den zahlreichen detaillierten Nachfragen aus dem Publikum. Deutlich wurde einmal mehr, dass das Erlernen der deutschen Sprache zentral für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ist und eine erfolgreiche Beschäftigung ein hohes Maß an Engagement von Arbeitnehmer und Flüchtling erfordert. Praktikumsangebote könnten der ideale Weg sein, um einander kennenzulernen und Flüchtlingen den Weg in den Arbeitsmarkt zu ebenen und sie so zu einer Bereicherung für den Arbeitsmarkt im Landkreis zu machen. Umso erfreulicher, dass zahlreiche anwesende Unternehmer grundsätzlich bereit sind, ihre Betriebe für Flüchtlinge.
Zu einer zweiten Informationsveranstaltung lädt Landrat Rainer Rempe interessierte Unternehmen am Montag, 8. Februar, um 9 Uhr ins Winsener Kreishaus ein. Bernd Passier und Klaus Jentsch werden wieder konkrete Informationen zum Thema liefern. Darüber hinaus berichtet Dr. Nina Lorea Kley, Personalchefin der Feldbinder Spezialwerke GmbH, über ihre Erfahrungen mit der Beschäftigung von Asylsuchenden. Interessenten werden gebeten, sich anzumelden unter der Telefonnummer 04171 – 693 555.